Freitag, 8. Februar 2008

Dr. Kong schreibt Tagebuch

Achtung! Im folgenden Text befinden sich mehrere Kalauer.

Auch im Reha-Exil gibt es Veränderung. Dass ich mit Philipp ein Zimmer teilen muss, konnte ich verhindern, dass ich am Montag umziehen muss nicht. Ich bin zu fit für ein Bad, in das ein Rollstuhl passt.

Im ARD-Mittagsmagazin laufen Handy-Qualität-Videos aus Afghanistan. Die Ursache des Brandunglücks ist noch immer nicht auszumachen. Während Herr Erdogan auf Staatsbesuch in Deutschland weilt wird in der Türkei über die Aufhebung des Kopftuchverbots an Universitäten gestritten, was verständlicherweise die Kemalisten auf die Straßen ruft. Nachdem die Karnevalisten jetzt endlich von den Straßen verschwunden sind.

TV On The Radio bei Kerner wird es wohl in naher Zukunft nicht geben, da gabs stattdessen recht imposante Bilder aus einem neuen Dokumentar-Blockbuster namens 'Unsere Welt', dessen Regisseure sich nichts geringeres auf die Fahnen geschrieben haben als die Mission, die Schönheit eben dieser zu zeigen. Es scheint ihnen gelungen zu sein. Trotz Eisbären-Footage.

Vor ein paar Tagen lief spätabends 'Rock'n'Roll Circus' im bayerischen Fernsehen. Da Brian Jones noch zu sehen ist, ordne ich die Entstehung dieser bizarren Show, für die die Rolling Stones die heißesten Acts der Stunde mit allerlei Artisten in einem Zirkus auftreten ließen, auf 1968. Höhepunkt für mich waren das 'Interview', das Mick Jagger mit John Lennon führt, dessen Performance von 'I'm Lonely' mit Keith Richards am Bass, dem Drummer von der Jimi Hendrix Experience am Schlagzeug und Eric Clapton, der damals zumindest noch nicht so aussah, als wäre er ein reaktionärer Penner, an der Leadgitarre. Und eine sehr schnieke Version von 'Jumping Jack Flash' gabs auch. Die Stones tänzeln diese Tage über den roten Teppich der Berlinale, weil der werte Herr Scorsese ein Konzert der Band in New York zum Spielfilm gemacht hat. Die sahen zumindest nicht ganz so deplaziert aus wie Patti Smith, die aus ähnlichen Gründen zum Schaulaufen kam. Ich hätte Johanna vor ihrer Abreise sagen sollen, sie soll für mich mal an Pattis Rockzipfel ziehen. Aber die kam natürlich eh in den Hosen von Jean-Arthur Rimbaud statt der üblichen Abendrobe von John Galliano. Oder so.

Microsoft Deutschland wird nicht nur seit Jahren zum besten Arbeitgeber des Landes gewählt, die haben auch mit Abstand die höchste Quote an Frauen in Führungspositionen, weil die Statistik beweist, dass das die Umsätze von Unternehmen steigert. Nicht jedoch die Qualität der Produkte, wie eine Untersuchung der Kong-Laboratorien beweisen konnte.

Gestern in einer fürchterlichen n-tv-Sendung: Gunter von Hagens, exzentrischer Superanatom und Schöpfer der kontroversen 'Körperwelten'-Ausstellung, die derzeit in den Staaten abräumt, muss ordentlich was einstecken. Von der doofen Journalisten-Darstellerin, die dumme, dem Boulevard würdige Fragen stellt und dabei die Stirn in Falten legt und Sabine Christiansen-Gesten macht und von blutrünstigen Zuschauern, die per Email dem Herrn mit dem schwarzen Hut einen fragwürdigen Geisteszustand attestieren. A propos Hut: Auf eine Zuschauerfrage antwortet von Hagens, seinen Hut würde er niemals abnehmen, auch nicht bei der Arbeit, um den Pionieren der anatomischen Wissenschaft, die eben diesen Hut trugen (er nennt zum Beispiel Leonardo DaVinci), Ehre zu erweisen (ich widerstehe dem Drang, den Ausdruck 'den Hut ziehen' zu benutzen). Dead cool im wahrsten Sinne des Wortes. Der Joseph Beuys der Medizin. Überhaupt: Mehr Beuys im Fernsehen! Oder noch besser: Gar kein Fernsehen mehr!

Wenn man ein Vierteljahr nicht gelaufen ist, fühlen sich die ersten Schritte wie die ominösen großen Schritte auf dem Mond an, zumal meine Fersenentlastungsschuhe gut zum Kosmonauten-Outfit passen würden. Heute sind wir etwa hundert Meter gelaufen, danach war ich platt und habe die nächsten drei Stunden im Bett liegend mit einem Computerspiel (Ankh2: Heart Of Osiris) verbracht, was gar nicht so langweilig war.

In dieser Position finde ich mich auch jetzt nach dem Diner wieder, mit dem Gedanken spielend, den Maschinenpark (Reason 4) anzuwerfen und ein paar Sounds zu brutzeln...mhm...Sägezahn...
Oder doch zurück ins alte Ägypten?
Um halb neun gehts zurück nach Vietnam, wir haben uns mit dem Doktoranden vom Max-Planck-Institut zur Apocalypse Now-Kuckerey verabredet, gar fürtrefflich, Sire.

Au revoir.

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