Mittwoch, 5. März 2008

Dr. Kong sieht...Gegen die Wand


Warum zum Teufel schaue ich mir diesen Film erst jetzt an? Genügend glaubwürdige Leute hatten mir 'Gegen die Wand' empfohlen; ich weiß es nicht.

Gestern also war es so weit, und ich glaube, es lag nicht nur an zu viel Schmerzmitteln, dass der Film mich umgehauen hat. Mit der Konsequenz eines alten Hasen treibt Fatih Akin seine Geschichte in einer
wahren Flut von fantastischen Bildern weiter bis zum Ende, an dem man sich fragt, ob jetzt wirklich nur eine Stunde und fünfundvierzig Minuten vergangen sind. Über die wunderbare Sibel Kekilli ist viel geschrieben worden, zu Recht, aber die übrigen Darsteller verdienen ebensoviel Respekt: Man klebt an ihren Lippen, leidet mit, fühlt die Schläge im Gesicht. Dass der Film es schafft, trotz der üblen Thematik oft überraschend witzig zu sein, rechne ich allen Beteiligten hoch an; dieser Film ist ein Meisterwerk, und Fatih Akin soll für immer in Seen aus Milch und Honig schwimmen; etwas derartig packendes, anrührendes, cooles, wichtiges habe ich lange nicht gesehen, schon gar nicht im 'deutschen Kino'. Ich denke, ich war der letzte, der 'Gegen die Wand' noch nicht gesehen hatte, sollte ich mich irren: Unbedingt anschauen.

Die Story in Kürze: Die junge Türkin Sibil will raus aus dem Gefängnis, das ihre Familie ihr gebaut hat; in der Psychiatrie (sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten) lernt sie den wesentlich älteren Cahit kennen, der seinem Leben zwischen Flaschen ein einem Hamburger Szeneklub einsammeln und Alkoholexzessen ein Ende setzen wollte, in dem er mit dem Auto gegen die Wand fuhr. Der lässt sich letztendlich zu einer Zweckheirat überreden. Die beiden ziehen zusammen, Sibil kostet ihr Leben in Freiheit in vollen Zügen aus, Cahit durchbricht die abwärts führende Spirale, verliebt sich allem Anschein zum Trotz in seine junge Frau. Und sie sich in ihn. Als ein beleidigter One-Night-Stand von Sibil Cahit mit Beleidigungen provoziert, bricht dem der Kragen und er erschlägt den Kontrahenten mit einem Aschenbecher. Cahin landet im Knast, die von ihrer Familie verstoßene Sibil versucht ihr Glück in Instanbul (und scheitert zumindest im ersten Anlauf), verspricht jedoch, auf Cahit zu warten. Als der aus dem Gefängnis kommt, muss er feststellen, dass seine Frau inzwischen ein Kind mit einem anderen Mann hat. Und doch nicht glücklich ist; der Film endet auf einem Busbahnhof.

Bemerkenswert finde ich auch, wie ganz subtil die Situation junger Türken in Deustchland aufgezeigt wird: Vorurteile, Klischees. Roland Koch sollte vor Scham in seinem eigenen Dreck versinken.

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