Samstag, 8. März 2008

Dr. Kong hört...Wilco: Sky Blue Sky


Dr. Kong hört...Wilco: Sky Blue Sky.

Avantgarde war gestern. Eine vage Erinnerung an weißes Rauschen. A ghost was born.
Jetzt wachst du auf und musst dich der Tatsache stellen, dass niemand auf dich wartet; das Leben geht auch ohne dich weiter, Ausgang ungewiss.
Ob die grauen Wolken oben am Himmel weiterziehen oder bleiben?. 'Maybe you still love, me maybe you don't'.

Jeff Tweedy hat seine ohnehin schon sehr reduzierten Texte noch weiter entschlackt. Seine Sprache kommt knochentrocken wie die Snare. Von jeglichem Ballast befreit können seine Buchstaben gen Himmel fliegen, mag er grau sein oder blau.
Manchmal sind seine dünnen Lettern aber auch so bleiern, dass sie auf dem Boden bleiben und heute gar nicht aus dem Haus gehen wollen. Diese wunderbare Stimme, die gleichzeitig zerbrechlich und nach Sommeranfang klingen kann, macht einen betrunken. Traurige Schönheit. Und wie Tweedy kein Satzzeichen zu viel aufs Papier tupft und doch in jedem Moment das Tintenfass umwerfen könnte, so spielt diese kollossale Band ebenso an der Oberfläche wie ganz, ganz tief unten.

Hier muss nichts mehr bewiesen werden, das WIRE-Magazin kann sich anderen Themen zuwenden. Wilco sind, wie der Titel suggerieren könnte, in die Stratosphäre vorgedrungen. Und haben die reine Musik destilliert. Du kannst sie am Horizont sehen, wie sie Wolken bildet. Die irgendwann wieder als Regentropfen zur Erde fallen werden.

Und bei all dem leichtfüßigen Schwermut schafft Tweedy es tatsächlich, ein Lied vom Sterben zu singen, das einem neue Hoffnung gibt -viel mehr kann man von Kunst nicht verlangen. Das ist alles so großartig in seinem Understatement, die können sogar wie weiland die ollen Eagles Unisono-Gitarrensoli runterzocken oder ganz nebenbei die Hammondorgel auspacken, ohne den Wohlklang zu versalzen.

Wenn man 'Sky Blue Sky' am Ende eines langen Tages dann zwischen 'Harvest' von Neil Young, 'Pink Moon' von Nick Drake und einem Grateful Dead-Album deiner Wahl einordnet, drückt sich die Platte wohl aus lauter Schüchternheit ganz hinten ins Regal, aber über kurz oder lang werden alle ganz bestimmt gute Freunde werden. Wobei das neue Wilco-Album auch zwischen 'Millions Now Living Will Never Die' von Tortoise und den dial-Platten eine ausgesprochen gute Figur machen würde.

Ganz wie du willst.

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